Chronik

Den Gedanken, einen Turnverein zu gründen, hatte man in Waldangelloch schon immer. Bereits Jahre vor der Vereinsgründung zeigte sich bei den jungen Menschen ein wachsendes Interesse für diese gute Sache.

Als dann im Frühjahr 1919 Hauptlehrer Horsch im Schulhaus einzog, begann sich unter seinem Einfluss der Sportgedanke in verstärktem Maße zu regen. Alle Ansätze scheiterten zunächst jedoch an der Geldfrage. Den Grundstock zur Vereinsgründung legte schließlich der nach den USA ausgewanderte Dr. Klemm, ein ehemaliger Waldangellocher. Auf einen Bittbrief von Hauptlehrer Horsch im Jahre 1920 übersandte er sofort eine Spende von damals umgerechnet 2500 Mark (1278 €). Die anschließenden Bemühungen, Turngeräte zu erwerben, waren von Erfolg gekrönt. Vom Fußballverein Hilsbach konnten ein Barren und ein Pferd für 850 Mark (435 €) erworben werden. Nachdem die Gemeinde schließlich noch auf dem Schulhof ein Reck erstellte und ein Sprunggestell anfertigen ließ, stand der Vereinsgründung, die ohne die hochherzige Spende des ausgewanderten Landsmannes noch in weiter Ferne gelegen hätte, nichts mehr im Wege.

Bei der am 5. März 1921 im Gasthaus zum Löwen von Hauptlehrer Horsch einberufenen Versammlung wurde die Gründung des „Turnvereins Waldangelloch“ beschlossen. In die Vereinsführung wurden berufen: Bürgermeister Karl Hagmaier als 1.Vorsitzender, Heinrich Steinmann als 2. Vorsitzender, Ratschreiber Adolf Götz als Schriftführer, Hauptlehrer Eugen Schenk als Rechner, Hauptlehrer Horsch sowie Karl Geiger als Turnwarte und Karl Hörner, Friedrich Kramer, Heinrich Benz und Ludwig Fischer als Beiräte.

Schon bei dem auf 10. Juli 1921 geplanten ersten Abturnen trat die Platzmisere (es musste auf dem Schulplatz geturnt werden) deutlich zutage. Es musste auf den 11. September verlegt werden, da das Schulhaus renoviert wurde. Dabei konnten schon beachtliche Erfolge verzeichnet werden.

In der Versammlung am 2. November 1921 schließlich wurde eine Vereinssatzung beschlossen und der Verein ins Vereinsregister eingetragen. In den folgenden Jahren beteiligte sich der Verein mit wechselndem Erfolg an Turnfesten der Nachbargemeinden. Bereits beim Turnfest in Elsenz am 23.07.1923 errang die Vereinsriege zum Beispiel bei Barrenturnen und Freiübungen gegen starke Konkurrenz (ca. 20 Vereine) einen 1. Preis.

Alles wäre in bester Ordnung gewesen, wenn ein geeigneter Turnplatz zur Verfügung gestanden hätte. Der Gemeinderat konnte sich trotz verschiedener Anträge nicht entschließen, und auch eine durch den Kreisschulrat befürwortete Eingabe an das Kultusministerium brachte keinen Erfolg. Um das Maß voll zumachen, wollte die Gemeinde nicht mehr für die Beleuchtungskosten des in der Schule stattfindenden Winterturnens aufkommen. So musste dieses auf Sonntagvormittags verlegt werden.

Im März 1924 schließlich erklärte sich der Gemeinderat bereit, das Gelände beim Schloss zu erwerben und als Turnplatz zur Verfügung zu stellen. Der ganze Verein atmete auf, obwohl erhebliche Erdarbeiten zu bewältigen und einige Schlossruinen abzubrechen waren. Der Turnbetrieb musste wegen dieser Arbeiten fast vollständig eingestellt werden. In mühsamer Arbeit mit Hacke und Schaufel wurde der Platz hergerichtet. Er konnte am 16. August 1925, verbunden mit einem Turnfest, unter Beteiligung der ganzen Bevölkerung eingeweiht werden. Während der Bauzeit, und zwar am 21. Januar 1925, wurde die Gründung einer Damenabteilung einstimmig beschlossen und als Turnwart dieser Riege Karl Geiger bestimmt. In den nächsten Jahren konnte sie in turnerischer und gymnastischer Hinsicht ganz schöne Erfolge erzielen.

In der Generalversammlung am 5. Januar 1930 wurde die Anschaffung einer Vereinsfahne einstimmig beschlossen. Das Fest der Fahnenweihe am 10. - 12. Mai 1930 fiel buchstäblich ins Wasser. Am Samstagabend konnte gerade noch ein Fackelzug mit anschließender Schlossplatzbeleuchtung durchgeführt werden. Nachdem es anschließend die ganze Nacht stark regnete, konnten am darauffolgenden Sonntag keine Wettkämpfe ausgetragen werden. Man musste mit den Kampfrichtern einig gehen, die schon anwesenden Nachbarvereine heimschicken und die Wertkämpfe am 1. Juni, dieses Mal bei schönstem Wetter, austragen.

Bei der Generalversammlung am 8. Januar 1933 kam man überein, einem Turngau beizutreten und damit den Aktiven mehr Teilnahmemöglichkeiten an auswärtigen Turnfesten zu geben. Jedoch erst in der Ausschusssitzung am 15. Juli 1934 wurde der Beschluss gefasst, dem Neckar - Elsenz - Turngau beizutreten, die Anmeldung wurde gar erst am 16. Februar 1935 vollzogen.

Ab Mitte der dreißiger Jahre machte sich im Verein eine ständig wachsende Interesselosigkeit, hauptsächlich bei der Jugend, breit. Aus den Protokollen ist zu entnehmen, dass die Alten den Verein in der alten Treue und Beharrlichkeit weiterführten, um den Verein für die späteren Generationen am Leben zu erhalten. Durch den darauffolgenden Ausbruch des 2. Weltkrieges kam die Vereinsarbeit vollständig zum Erliegen.

Nach Beendigung des Krieges war die Turn- und Sportbewegung zunächst verboten. 1947 schließlich entschlossen sich einige junge Männer, einen Fußballclub zu gründen und ihm den Namen „Phönix“ zu geben. Nachdem sich dieser allein nicht halten konnte, wurde im gleichen Jahr hauptsächlich auf Veranlassung von Konrad Mayer, Karl Zahn, Friedrich Schmitt, Karl Geiger, Otto Becker und Georg Becker der alte Turnverein mit dem Fußballverein zusammengeschlossen und damit in der Gründungsversammlung vom 25. April 1948 der heutige „Turn- und Sportverein" ins Leben gerufen. Eine Vereinssatzung wurde sofort erlassen. 1. Vorsitzender wurde Karl Geiger, 2. Vorsitzender Friedrich Schmitt, Schriftführer Konrad Mayer, Kassier Georg Becker, Turnwart Otto Becker, Stellvertreter August Refior, Spielführer der Fußballmannschaft Ewald Braun, Stellvertreter Eberhard Geiger, Ausschussmitglieder wurden Friedrich Breuner, Heinrich Wipf, Friedrich Hederer und Eugen Stehle.

Der Fußballbetrieb wurde sofort mit Erfolg aufgenommen. Zunächst musste man sich mit Behelfsplätzen begnügen, da mit der Gründung der Fußballabteilung natürlich das Problem „Sportplatz“ nicht gelöst war. Es wäre müßig, hier alle Versuche und Schwierigkeiten aufzuzählen, bis es endlich gelang, von der staatlichen Forstverwaltung den Waldsportplatz an der L 551 zu pachten und ihn mit viel Mühe und Arbeit zu einem Spielfeld zu gestalten. Der einzige Nachteil dieses schön gelegenen Platzes, der im Jahre 1949 eingeweiht wurde, war die große Entfernung zum Dorf. Diesen Nachteil beseitigte nun die Gemeinde mit dem Sportplatzneubau im zentralen Ortsbereich, der 1970 abgeschlossen werden konnte und 1971 durch eine Leichtathletikanlage erweitert wurde. Im Juli 1972 erfolgte, verbunden mit einem Sportfest, die Sportplatzeinweihung.

Einen weiteren Höhepunkt erlebte der TSV im Juni 1973, als nach 3jähriger Bauzeit in Eigenarbeit das Clubhaus eingeweiht wurde und dem Verein somit eine herrliche Sportanlage zur Verfügung stand, die allen Anforderungen eines modernen Spielbetriebes gerecht wurde. Erfolg dieser Investitionen zeigte sich alsbald in Form steigender Mitgliederzahlen, sodass der Verein in den Jahren 1971 bis 1973 um eine Damenfußballmannschaft sowie um eine A-, C-, D- und E- Jugend erweitert werden konnte. Hinzu kam im Jahre 1974 die Gründung einer Gymnastikabteilung der Damen. Der Versuch, in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg dem Turnsport wieder auf die Beine zu verhelfen, scheiterte immer wieder an mangelndem Interesse. Eine 1949 gegründete, unter der Leitung von Sieglinde Mittelbach und Gertrud Helmstetter stehende Damenabteilung kam nach 3 bis 4jähriger Tätigkeit wieder zum Erliegen. So wurde nur noch dem Fußball gehuldigt.

In den Jahren 1951 und 1961 beging man das 30- bzw. 40jährige Vereinsjubiläum, im Juli 1971 wurde in großem Rahmen unter Beteiligung zahlreicher Gastvereine das 50-jährige Bestehen des TSV gefeiert. Erwähnt sei noch, dass 1975 anlässlich eines Sportfestes ehemalige aktive Spieler, die 1948 den eigentlichen Fußballbetrieb ins Leben riefen, zu Ehrenmitgliedern ernannt und mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet wurden. Zu einem besonderen Ereignis gestaltete sich die Durchführung des Kreisfachtages im Juni 1977, der durch zahlreiche Spiele von Auswahlmannschaften umrahmt war, u.a. als Höhepunkt das Endspiel um die Kreismeisterschaft der B-Klasse. Diese Aufgabe, mit sehr viel Mühe und Arbeit verbunden, konnte durch die Mitarbeit zahlreicher Mitglieder in hervorragender Weise bewältigt werden, sodass denn auch von allen Seiten ein uneingeschränktes Lob ausgesprochen wurde.

Wenngleich man in den Nachkriegsjahren mit der 1. Fußballseniorenmannschaft meist in der Spitzengruppe der B Süd mitmischte, mehrere Male Vizemeister wurde und sogar schon in Entscheidungsspielen mit dem Tabellenzweiten der B-Klasse 1 Nord stand, konnte das gesteckte Ziel‚ der Aufstieg in die A-Klasse, nicht erreicht werden. Wer nun glaubte, dass mit der neuen Sportanlage alles besser würde, sah sich leider enttäuscht. Trotz intensiver Anstrengungen der jeweiligen Vorstandschaft: Einsatz von Trainer, Spielerneuerwerbungen, blieb der angestrebte Erfolg aus, und die 1. Mannschaft machte gerade in den letzten Jahren eher durch mäßige Leistungen auf sich aufmerksam. Erfolgreicher waren da schon die Jugendmannschaften des TSV, die nicht nur immer gute Tabellenplätze aufwiesen, sondern auch zu Meisterehren kamen: 1973 wurde die A-Jugend Herbstmeister, 1975 die E Vizekreismeister, 1977 erwies sich als besonders gutes Jahr, die D-Jugend errang die Kreismeisterschaft und beteiligte sich mit gutem Erfolg an den Badischen Meisterschaften, die E wurde Hallenkreismeister. Dass die Jüngsten des TSV nicht nur Fußball spielen können, bewiesen die erfolgreichen E- und D-Jugendspieler 1976, als sie unter Mitwirkung der damaligen Kapelle Müller eine Schallplatte mit dem Vereinslied besangen.

Der Ausbau des Spielbetriebes brachte nun notwendigerweise eine Steigerung der Kosten mit sich. Sodass sich der Verein genötigt sah, einen regelmäßigen Wirtschaftsbetrieb aufzunehmen. Aus diesem Anlass wurden im Clubhaus im Jahre 1979/80 Verbesserungsaktionen durchgeführt: U.a. Einbau eines Wandschrankes und einer Trennwand sowie die Neugestaltung der Küche. Die doch recht hohen Investitionskosten konnten durch Eigeninitiative erheblich gemindert werden.

Quellen: TSV Festschrift / Ludwig Dentz (bis 1971)
Franz Geiselhardt (bis 1981)

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